Wilhelm Harnisch

9.10.1887 (Berkau/Altmark) - 14.1.1960 (Frankfurt am Main)

Der Pastor der evangelischen Samaritergemeinde in Berlin-Friedrichshain ist in der Bekennenden Kirche aktiv und wehrt sich gegen die Übernahme seiner Gemeinde durch die nationalsozialistischen Deutschen Christen. Im Mai 1934 wird er daher von seinen Amtsgeschäften beurlaubt, aber im Februar 1935 nach Protesten seiner Anhänger wieder eingesetzt. Nach weiteren Auseinandersetzungen in der Gemeinde nimmt ihn die Gestapo am 25. April 1935 fest. Er wird zunächst in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz, anschließend in das Geheime Staatspolizeiamt und das Columbia-Haus gebracht.

„Ungefähr um 12 Uhr wurde ich am Tag darauf, also am Sonnabend, 27.4.1935, mit der ‚Grünen Minna’ ins Konzentrationslager Columbia abtransportiert. Nach meiner Einlieferung hörte ich auf, Mensch zu sein...

Besondere Freude schien es den Wachleuten zu bereiten, einen Pfarrer zu haben. Ungefähr ½ dutzendmal wiederholte es sich, dass einer mich dem anderen zeigte, der sich dann zunächst scheinbar freundlich nach meinem Beruf erkundigte, um dann in ein höhnisches Gelächter auszubrechen. ‚Du Saupfaff’ sagte einer, ‚hast wohl am Karfreitag wieder von der Kanzel gewettert’? Es schien überhaupt den Posten Spass zu machen, auch beim Antreten, mich und besondern die katholischen Pfarrer lächerlich zu machen...

Das Furchtbarste war, dass ich die 8 Tage meiner Haft nicht ins Freie kam, dass ich nicht lesen durfte... Den Tag von früh bis abends ohne Beschäftigung in der Zelle sitzen zu müssen, ohne zu wissen, wann diese Zeit zu Ende, war einfach grauenhaft.“

 

Dr. Wilhelm Harnisch über seine Haft im KZ Columbia. Den Bericht verfasst er nach seiner Freilassung im Mai 1935.

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