Kurt Hiller

17.8.1885 (Berlin) - 1.10.1972 (Hamburg)

Der promovierte Jurist Kurt Hiller lebt seit 1908 als Schriftsteller in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg gehört er zu den Gründern der Gruppe Revolutionärer Pazifisten. Seit den 1920er Jahren setzt er sich für die Abschaffung des § 175 des Reichsstrafgesetzbuchs ein, der männliche Homosexualität unter Strafe stellt.

Kurt Hiller ist im Juli 1933 einer der ersten Häftlinge im Columbia-Haus. Der nach seiner Freilassung 1934/35 in der Wochenzeitschrift „Die neue Weltbühne“ veröffentlichte ausführliche Bericht „Schutzhäftling 231“ ist eine der eindrücklichsten Schilderungen der Haftbedingungen im Columbia-Haus. Kurt Hiller emigriert 1934 nach Prag und anschließend nach Großbritannien.

„... halten wir auf dem Hof eines jener halb kasernen- halb zuchthaushaften Backsteingebäude, die der Gegend am Rande des Tempelhofer Felds ihr unerfreuliches Gepräge geben. Sollte das die berüchtigte SA-Höhle in der General-Papestrasse sein? Der Fahrt nach kaum; auch herrscht hier die SS. Also ein Haus, das ich nicht kenne. (Bald sollte sich herausstellen, dass die Öffentlichkeit es gleichfalls nicht kennt und dass man seine Existenz aufs strengste geheim hält.)

Wir müssen uns in einem engen halbdunklen Gang nebeneinander aufstellen... Vor jeden von uns tritt ein SS-Kerl, dicht, fast Nase an Nase. Ich schaue mir meinen an, leicht analysierend; er brüllt, ich Schwein solle zu Boden sehn... Er lacht mich an: ‚Solche weeche Neese, die lieb' ich besonders’ – und schon habe ich vier, fünf Fausthiebe im Gesicht, mit voller Boxkraft aus nächster Nähe...“

 

Auszug aus Kurt Hillers Bericht „Schutzhäftling 231“ von 1934/35

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