Eberhard Koebel

22.6.1907 (Stuttgart) - 31.8.1955 (Berlin (Ost))

Seit 1920 gehört der in Stuttgart geborene Eberhard Koebel zur Wandervogel-Bewegung. 1926 schließt er sich der Deutschen Freischar an und setzt sich bereits ein Jahr später unter dem Pseudonym „tusk“ für die Bildung einer einheitlichen Deutschen Jungenschaft ein. Am 1. November 1929 gründet Koebel die „dj 1.11.“ als „geheime Verschwörung“ zur Erneuerung und Aktivierung der Jugendbewegung. Als neuen Hauptgegner sieht er die Hitler-Jugend. Im Frühjahr 1932 legt er die Leitung der „dj 1.11.“ nieder und tritt dem Kommunistischen Jugendverband und der KPD bei.

Am 18. Januar 1934 wird Koebel in Gerlingen festgenommen, da er Einfluss auf die Hitler-Jugend zu gewinnen versucht, und in das Berliner Columbia-Haus überführt. Nach Mißhandlungen und offenen Morddrohungen durch die Wachmannschaft erleidet Koebel einen Zusammenbruch und unternimmt einen Suizidversuch. Er wird noch in der Nacht gefunden und in das Staatskrankenhaus der Polizei gebracht, wo er einen weiteren Versuch macht, sich das Leben zu nehmen. Nach der Stellung einer hohen Kaution wird er am 21. Februar 1934 aus dem Staatskrankenhaus der Polizei entlassen und in das Elisabeth-Krankenhaus verlegt. Wenig später kehrt Koebel mit seiner Frau Gabriele nach Stuttgart zurück.

Seiner Ermordung nach der Ausschaltung der SA um den 30. Juni 1934 kommt er vermutlich durch die Emigration über Schweden nach London zuvor. Koebel hält in England Kontakt zur Freien Deutschen Bewegung, die zu den Vorläufern der Freien Deutschen Jugend gehört und engagiert sich seit Anfang 1944 auch in der Bewegung Freies Deutschland. Im Herbst 1945 nimmt er an der Gründungskonferenz der Weltbundes der demokratischen Jugend in London teil. Erst 1948 kann er nach Deutschland in die Sowjetische Besatzungszone zurückkehren. Die SED, der er beigetreten ist, ermöglicht ihm jedoch keine weitere Jugendarbeit. 1951 wird Koebel, der jetzt als Schriftsteller tätig ist, aus der SED ausgeschlossen. Er stirbt 1955 in Berlin (Ost).

"Der wachhabende SS-Mann im Kolumbiahaus-Gefängnis, von wo ich vier Wochen früher, in eine Decke eingehüllt, ins Staatskrankenhaus gefahren worden war, verweigerte meiner Frau die Herausgabe meiner Kleider. Niemand außer der SS habe das Recht, mich freizulassen. Wir reisten daraufhin schleunigst nach Stuttgart."

Eberhard Koebel, Werke, Band 11, S. 58.

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